Studierende der TU Dresden haben am 08.04. zwei selbst entwickelte Workshops für Zivilcourage am BSZ Rodewisch gehalten.
Ein bisschen Mut braucht es, um vor einer Klasse voller unbekannter junger Menschen zu stehen und einen Workshop zu halten. Den haben am Freitag fünf Studenten aus dem CouReg - Courage haben und unsere Region gestalten - Projekt bewiesen. Das Thema war Zivilcourage. Mit zwei Workshops haben sie gemeinsam mit Jugendlichen des BSZ Rodewisch erarbeitet, was das eigentlich ist, diese Zivilcourage, wie man sie zeigen kann und warum sie wichtig ist für unsere Gesellschaft.
Viel Humor im Workshop
Dabei sind sie mit viel Humor vorgegangen. Gleich zu Beginn haben sie sich mit einem ungewöhnlichen Fakt über sich selbst vorgestellt. Es wurde am Workshop-Tag schon ein Hamster beerdigt und eine Leidenschaft für verschiedene Computerspiele offenbart. Die Stimmung war gelöst, als es um die Frage ging: Was ist Zivilcourage?
Auf kleinen Kärtchen haben die Schülerinnen Situationen aufgeschrieben, die ihrer Meinung nach Zivilcourage erfordern. Anschließend wurden alle Kärtchen eingesammelt, gemischt und weitere Situation, die von den Studenten ausgedacht waren, hinzugefügt. Nun galt es zu entscheiden, ob eine Situation Zivilcourage sei oder nicht. Als Unterstützung gab es die Definition aus dem Duden:
Zivilcourage = Mut, den jemand beweist, indem er humane und demokratische Werte (z. B. Menschenwürde, Gerechtigkeit) ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen in der Öffentlichkeit, gegenüber Obrigkeiten, Vorgesetzten u. a. vertritt.
Eine bunte Diskussion über Erste Hilfe, das Weiterleiten von Hausaufgaben und das Einschreiten bei häuslicher Gewalt entstand. Das Ergebnis war: Zivilcourage ist an vielen Orten erforderlich, wichtig ist immer aufmerksam mit seiner Umwelt zu sein und sich empathisch in andere hineinzuversetzen. Oft ist der erste Impuls, den wir wahrnehmen, richtig, wenn wir das Gefühl haben, hier stimmt etwas nicht, hier braucht eine Person Hilfe.
Mutproben für Zivilcourage
Das Helfen ist aber nicht immer einfach und braucht oft ein bisschen Mut oder Überwindung. Dazu gehört die Polizei zu rufen oder fremde Menschen anzusprechen, um gemeinsam einer Person zu helfen, die Gewalt erfährt. In Vorbereitung auf ihren Workshop haben sich die Studierenden selbst kleinen Mutproben ausgesetzt, um zu testen, wie sich das anfühlt, mit fremden Menschen in Kontakt zu treten und sich zu überwinden im öffentlichen Raum laut und sichtbar zu werden.
Die Jugendlichen durften bewerten: wie viel Mut braucht es, um an einem belebten Platz einen Wikipedia-Artikel laut vorzulesen? Wie viel Mut braucht es, eine fremde Person nach einem Kompliment zu fragen? Die Antworten vielen sehr unterschiedlich aus und die Studenten erzählten von ihren persönlichen Erfahrungen, die ebenfalls sehr unterschiedlich waren. Für Zivilcourage bedeutet das: jede Person braucht eine individuelle Strategie, um Zivilcourage zeigen zu können und in der Öffentlichkeit anderen Menschen zu helfen. Was aber alle machen können, ist, die Polizei zu rufen und den Vorfall zu bezeugen.
10 Punkte für Zivilcourage
Mit 10 Punkten für Zivilcourage haben die Studenten den Workshop abgeschlossen und gaben den Jugendlichen damit noch eine Handreichung mit. Diese Punkte können ihnen helfen in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und Zivilcourage zu zeigen.
Hintergrund der grenzübergreifenden Zusammenarbeit
Der Workshop fand im Rahmen des grenzübergreifenden Forschungsprojektes "CouReg - Courage haben und unsere Region gestalten" statt. Studierende der TU Dresden und der UJEP Ústí nad Labem haben sich ein Semester lang mit Zivilcourage und Herausforderungen für die Demokratie in der deutsch-tschechischen Grenzregion auseinander gesetzt. Als Ergebnis wurden in beiden Ländern Workshops mit Schulklassen zu Zivilcourage durchgeführt und Forschungsfragen zum Thema beantwortet. Das Projekt wird von der TU Dresden, der UJEP Ústí nad Labem, der Euroregion Elbe / Labe und der Aktion Zivilcourage umgesetzt.
„CouReg“ wird im Rahmen des Kooperationsprogramms zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik 2014 - 2020 (EFRE/SAB) finanziert. Die erarbeiteten Materialien werden im Anschluss auf Tschechisch und Deutsch publiziert und Lehrkräften auf beiden Seiten der Grenze zur Verfügung gestellt.