Was ist eigentlich Mobbing und wie unterscheidet es sich vom Ärgern, Beleidigen oder davon sich aus Spaß übereinander lustig zu machen? Darüber haben wir mit viel Empathie mit einer 6. Klasse an einer Förderschule gesprochen.
"Was denkt ihr, wie viele Menschen wurden in ihrem Leben schon mal gemobbt?" Mit dieser Frage starten wir in das Thema Cybermobbing und bekommen eine sehr umsichtige Antwort: "Ich glaube, jeder hat das schon mal erlebt, von anderen gemobbt zu werden." Die Klasse hört gespannt zu, einige nicken, manche geben eine andere Einschätzung ab. Laut Studien geht man davon aus, dass jede 3. Person bereits Erfahrungen mit Mobbing gemacht hat. Doch was bedeutet das eigentlich?
Wann wird das Ärgern zum Mobben?
In der Klasse geht es mal leise und mal wild zu. Es fallen Beleidigungen, es wird gerangelt und viel gelacht. Oft lachen alle, manchmal aber auch nicht. Wir schauen etwas genauer hin, was ist denn eine Beleidigung und was nur Spaß? Wann wird das Ärgern zum Mobben?
"Also wenn ich das mit meinem Freund mache, dann ist das voll in Ordnung. Den nehme ich oft in den Schwitzkasten. Aber nur so leicht. Aber wenn das nicht mein Freund ist, dann ist das was anderes." Die Jugendlichen finden schnell raus: auch das Runterwerfen einer Federmappe ist kein Spaß, denn dabei können die Stifte kaputt gehen. Viele Sachen die andere Ärgern, über die manche lachen, sind nur dann in Ordnung, wenn alle darüber lachen können. Wenn sich die Person, die das betrifft nicht wohl fühlt, wenn es oft passiert, dass eine Person ausgelacht, geärgert oder sogar ausgegrenzt wird, dann spricht man vom Mobbing.
Was ist Cybermobbing?
Beim Cybermobbing wird das ganze noch verstärkt. Wir finden raus, fast alle Jugendlichen aus der Klasse sind mehr als 3 Stunden am Tag online. Sie nutzen WhatsApp, Instagram, Youtube, Snapchat und sind auch bei vielen Onine-Games miteinander vernetzt. Mobbing findet auch im digitalen Raum statt - über Kommentare, geteilte Bilder, Ausgrenzung aus Gruppenchats oder geteilte Videos. An einem Beispiel stellen wir fest, dass Cybermobbing die Betroffenen permanent angreifen kann, denn über unser Handy und die verschiedenen Apps sind wir rund um die Uhr erreichbar, auch für Menschen, die uns herabsetzen wollen.
Hilfsangebote
Zum Glück sind wir dem aber nicht schutzlos ausgeliefert. Die Jugendlichen wissen "Wer einfach nur zu sieht, hat keine Ehre!". Um Mobbing beenden zu können, gibt es viele, die die Macht haben einzugreifen: alle die mitlaufen, liken oder mitlachen können den Angreifern keine Bühne bieten, mit der betroffenen Person sprechen oder mit Lehrkräften und der Schulsozialarbeit. Auch als betroffene Person habe ich Macht etwas zu verändern: z.B. durch Gespräch mit Menschen, denen ich vertraue. Es gibt auch Anlaufstellen, die unterstützen und Betroffene beraten. Insbesondere Jugendliche können sich an www.juuuport.de wenden. Dort werden sie von anderen Jugendlichen beraten und können sich Hilfe holen.
Aus dem Workshop nehmen die Jugendlichen mit, dass es verschiedene Gesetze gibt, die uns vor Mobbing und Cybermobbing schützen. Das Recht am eigenen Bild, schützt uns z.B. davor, dass Aufnahmen von uns ungefragt geteilt werden dürfen. Es gibt einen Schutz vor Beleidigungen und vor übler Nachrede. Wenn mir selbst so etwas passiert, dann kann ich mich dagegen wehren und mir wird geholfen.
Schule und digitale Demokratie
Der Workshop fand im Rahmen des Projekts "Schule und digitale Demokratie" statt. Ein Begleitangebot für Schulen zum Thema Soziale Medien. Ab Mai können sich Schulen aus ganz Sachsen wieder auf das Projekt bewerben. Weitere Infos findet man auf https://sud-sachsen.de/
Das Projekt wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.