Am 29.04.2021 kamen wir mit Prof. Erika Rosenberg zu den Hintergründen zum Film Schindlers Liste ins Gespräch. Als Biografin und enge Vertraute von Emilie Schindler, der Frau von Oskar Schindler, klärte Prof. Rosenberg über Fakten und Fiktion zum Film auf.
Emilie Schindler, die Frau von Oskar Schindler, scheint eine vergessene Person in der Geschichte um die Rettung von rund 1.200 Jüdinnen und Juden zu sein. Am 29.04.2021 berichtete Prof. Erika Rosenberg in einem Online-Vortrag, wie sich Wahrheit und Fiktion rund um den Film aus der Perspektive der hinterbliebenen Ehefrau verhielten. Rund 50 Personen nahmen an der Veranstaltung teil und stellten ihre Fragen an Prof. Rosenberg.
Emilie Schindler von Spielberg vergessen
Der größte Skandal rund um den Film wurde an der Tatsache deutlich, dass die Ehefrau von Oskar Schindler schlichtweg von Steven Spielberg vergessen wurde. Im Film wird ihr eine kleine Rolle zugeschrieben. Prof. Rosenberg wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass Emilie Schindler sich maßgeblich um das Wohlergehen der Arbeiterinnen und Arbeiter gekümmert hätte. Sie arbeitete in der Fabrikverwaltung und war u.a. zuständig für die Versorgung der Arbeiterinnen und Arbeiter mit Lebensmitteln.
Einladung als gerettete Jüdin für die letzte Szene im Film
Emilie Schindler lebte bis 2001, wurde aber nie von den Filmemachern zu den Vorgängen rund um die Liste interviewt. Im Mai 1993 erhielt sie eine Einladung von Spielberg nach Jerusalem, dort wurde die letzte Szene des Films, ein Einblick in die Gegenwart, gedreht. Allerdings wurde Emilie Schindler als überlebende Jüdin eingeladen und nicht als die Ehefrau von Oskar Schindler. Die Enttäuschung war groß, auch da sich das Missverständnis bei dem Zusammentreffen in Jerusalem nicht aufklären lies. Im Film heißt es am Ende, dass die Ehe der Schindlers gescheitert sei. Tatsächlich lebten die Schindlers seit den 60er Jahren getrennt, ließen sich jedoch niemals scheiden.
Fragen aus dem Publikum
Das Publikum interessierte sich für ganz unterschiedliche Themen. Ganz praktisch, ob die ehemalige Wohnung der Schindlers in Krakau noch zu besichtigen sei aber auch, wie der Stoff der Geschichte der Schindlers nach Hollywood gelangen konnte. Dafür war maßgeblich ein überlebender Jude aus Schindlers Fabrik verantwortlich. Poldek Pfefferberg ermutigte Schindler bereits 1951 ein Drehbuch über seine Geschichte zu schreiben. Durch seine Kontakte in die Filmindustrie brachte er das Thema immer wieder an. Später überzeugte er Thomas Keneally einen Roman zu verfassen, der die Grundlage zum heute bekannten Film Schindlers Liste bildet.
Unbesungene Heldinnen und Helden
Prof. Erika Rosenberg forscht und publiziert zu Menschen, die sich für Opfer des Nationalsozialismus eingesetzt haben. Mit ihrer Vortragsreihe zum Thema "Gegen das Vergessen unbesungener Held*innen" macht sie auf viele Menschen aufmerksam, die Zivilcourage gezeigt haben und ihr Leben aufgrund der politischen Verhältnisse damit in Gefahr gebracht haben.