Pädagogische Fachkräfte stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine davon ist der zunehmend raue und von Aggressionen geprägte Umgangston in unserer Gesellschaft. Dieser äußert sich sowohl im digitalen Raum als auch im zwischenmenschlichen Umgang miteinander.
Fachvorträge und Praxisworkshops
Die Teilnehmenden bekommen die Möglichkeiten sich theoretisch mit der Kommunikationspsychologie positiver und wertschätzender Sprache vertraut zu machen. Diese ist Basis für eine positive Gestaltung verschiedener Beziehungsgefüge in einer pädagogischen Einrichtung (im Team, mit Kindern/Jugendlichen und/oder mit Eltern).
In den Praxisworkshops mit vier verschiedenen Schwerpunktthemen gibt es viel Raum für den Austausch mit anderen Teilnehmenden. Abgerundet wird der Fachtag durch praktische Anwendungsbeispiele, die den Transfer in den Arbeitsalltag erleichtern.
Workshops:
Workshop 1: Wertschätzende Kommunikation im Team
Referentin: Uta Schnabel, Leiterin Förderzentrum "Clemens Winkler" Schule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, Brand-Erbisdorf
Schulischer oder Kindergartenalltag bedeutet oft wenig Zeit, vieles auf einmal entscheiden zu müssen, unangemeldete Gespräche zu führen, sich mit (scheinbaren) Angriffen seitens der Eltern auseinandersetzen zu müssen, unmotivierte Schüler vom Gegenteil überzeugen, Streitereien zu schlichten, Missverständnisse unter Kollegen zu verhindern, Vertretungsstunden spontan zu übernehmen, Kindertränen zu trocknen und aufgeschlagene Knie zu versorgen…schlicht in zu kurzer Zeit zu vieles (und Wichtiges) sagen zu müssen.
Schnell gerät man dann in kommunikative Stolperfallen, vergisst, dass es nicht möglich ist, nicht zu kommunizieren und dass der Beziehungsaspekt in jeder Kommunikation mitschwingt.
Wie geht man mit Sympathie und Antipathie um, wie mit den verschiedenen Persönlichkeitstypen und wohin mit unserem Wissen über die Kommunikation? Helfen die „Vier Ohren“ in der Kommunikation und kann ich dieses Wissen immer dann anwenden, wenn es im Alltag besonders „heiß“ hergeht?
Unser Gehirn ist weniger ein Denk-, denn ein Sozialorgan, meint Gerald Hüther. Wenn dem so ist, dann sollten wir es zwar durchaus mit Wissen „füttern“, aber in erster Linie Beziehungen aufbauen um erfolgreich kommunizieren zu können. Und das nicht nach dem Motto: „Der Kandidat bemühte sich pünktlich zu sein.“, sondern offen, wertschätzend, klar, auf dem aktuellen Stand der Neurowissenschaften, mit Blick auf unsere Selbst- und Fremdkonstruktionen, auf Erwartungen, Vorhersagen und sich selbst erfüllende Prophezeiungen.
Wie wertschätzende Kommunikation im Team erfolgreich funktionieren kann, wird im Workshop gemeinsam erarbeitet und an Beispielen aus dem Schulalltag einer Schule mit dem Förderschwerpunkt emotional-soziale Entwicklung thematisiert.
Workshop 2: Beziehungsarbeit mit Schüler*innen, Lisa Kießling
Referentin: Lisa Kießling, Geschäftsführerin Animal A.C.T. – Aktives Coaching & Therapie
Eine gute Beziehung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen ist maßgeblich verantwortlich für einen guten Lernerfolg. Die neurobiologische Forschung lässt keinen Zweifel: Motivation, Beziehung und Anerkennung sind der Kern effizienter Lernprozesse. Dem entgegen stehen der Lehrkräftemangel, große Klassenstärken, scheinbare Verrohung der Schüler*innen und nicht zuletzt unser auf Fehler basierendes Benotungssystem. Wie also soll es im Alltag, neben all den Herausforderungen möglich sein, eine tragfähige Beziehung zu den Schüler*innen aufzubauen? Welche entwicklungsrelevanten Lebensthemen- und -bedürfnisse beeinflussen die pädagogische Beziehung außerdem? Und: Was macht eine gute Beziehung überhaupt mit dem Gehirn meines Gegenübers?
Diese und weitere Fragen wollen wir im Workshop „Beziehungsarbeit mit Kindern“ genau betrachten und gemeinsam Lösungen für eine individuelle Beziehungsdidaktik finden. Ziel ist es, dass jede Teilnehmer*in einen persönlichen „Handwerkskoffer“ mit Möglichkeiten zur Unterstützung des Beziehungsgestaltens mit nach Hause nehmen kann.
Workshop 3: Wertschätzende demokratische Führung, Act e. V. Berlin
Referentin: Nicole Huiskamp, Act e.V. Berlin
Eine Demokratie ist kein theoretisches Konstrukt, das von selbst da ist, eine Demokratie existiert überhaupt nur durch die Menschen, die sie leben und denkend und handelnd mitgestalten. Um demokratisches Denken und Handeln überhaupt wieder persönlich erfahrbar zu machen, braucht es ein Hinterfragen und Umdenken der Machtverhältnisse, einen Perspektivwechsel und die Vermittlung konkreter Strategien verantwortungsvoller DEMOKRATISCHER FÜHRUNG. Denn Demokratie entsteht nicht von selbst. Demokratische Führung heißt: WISSEN, WIE ich Verantwortung für mich selbst und für andere übernehmen kann und ES ZU TUN.
Workshop 4: MOtivierende KurzinterVEntion mit Eltern im Elementarbereich* – Einblicke und Anregungen
Kita-MOVE ist ein evaluiertes Schulungsprogramm zur motivierenden Gesprächsführung mit Eltern und richtet sich an pädagogische Fachkräfte aus dem Elementarbereich und dem Bereich Frühe Hilfen.
Elterngespräche fallen nicht immer leicht und führen oft auf beiden Seiten zu Unsicherheiten. Der Workshop beinhaltet Elemente des Programms und gibt Anregungen:
- die Gesprächskultur zu verbessern, um so früh über mögliche Auffälligkeiten bei Kindern ins Gespräch zu kommen,
- überforderte oder unsichere Eltern zu erreichen,
- Eltern mit kurzen Interventionen zur Reflexion und gegebenenfalls zur Änderung problematischer Verhaltensweisen zu motivieren.
*Der Workshop ist auch für Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen geeignet.
Organisatorisches zum Fachtag
Fachtag für pädagogisches Fachpersonal aus Kita, Hort und Schule
8. Oktober 2019 // 9:00 bis 16:00 Uhr
Diakonie- und Kirchgemeindezentrum
Schillerstraße 21A, 01796 Pirna
Anmeldung:
Teilnahmegebühr: 55 Euro
Anmeldung an Katja Dietze: k.dietze@aktion-zivilcourage.de