Es ist die erste Stunde an diesem Montagmorgen. Vier Schüler stehen wie Statuen in der Mitte des großen Stuhlkreises: Die sechste Klasse einer Oberschule bei Dresden stellt sich gegenseitig eine Situation vor, in der sie selbst Zivilcourage gezeigt haben. „Für die jungen Leute ist es wichtig zu erkennen, dass sie schon einmal für ihre Überzeugungen eingestanden sind und Mut bewiesen haben“, erklärt Ramona Meisel. Die Projektleiterin organisiert die Workshops für die Aktion Zivilcourage, einem Verein aus der Sächsischen Schweiz, bei dem das Tagesthema schon im Namen steckt.

Zivilcourage spielerisch lernen

Die 12- und 13-Jährigen sollen verstehen, was Zivilcourage überhaupt bedeutet und warum es wichtig ist, sich für andere und für sich selbst einzusetzen. In Gruppenübungen und Videoanalysen diskutieren sie verschiedene Situationen, in denen mutiges Eingreifen notwendig ist. Die Teenager erzählen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen, zum Beispiel mit Mobbing, Ausgrenzung und fremdenfeindlichen Pöbeleien. Die Diskussion lebt von ihrer Emotionalität.

„Ich fand es doof und feige, dass meine Mitschüler nur daneben standen, als ich auf dem Schulhof beleidigt wurde“, gibt ein junges Mädchen zu. Niemand habe sich damals getraut etwas zu sagen. Genau das wolle der Workshop ändern, erklärt Ramona Meisel. Im Schulalltag ist wenig Zeit für Außerplanmäßiges. „Das Besondere ist, dass wir die Jugendlichen bestärken, sich für ihre Meinung einzusetzen.“ Meisel lenkt den Erfahrungsaustausch. Sie hilft, wenn die Heranwachsenden nicht weiterwissen, gibt Tipps und fragt nach. „Es ist groß­ artig, dass die Jugendlichen die Gelegenheit nutzen, klasseninterne Konflikte anzusprechen. In den Workshops sagen sie sich gegenseitig die Meinung und formulieren Wünsche für ein besseres Miteinander“, sagt die 32-Jährige. Nach zweieinhalb Stunden intensivem Austausch wird es noch einmal ganz praktisch.

Engagiert und aufmerksam im Alltag

Die Schülerinnen und Schüler stellen eine Busfahrt nach – eine alltägliche Situation für die Teenager. Inmitten des Raumes sind inzwischen vier Stuhlreihen aufgebaut. Meisel gibt den verschiedenen Gruppen Instruktionen, wie sie sich in diesem Rollenspiel zu verhalten haben. „Beobachtet mal, wie sich Opfer und Täter verhalten“, betont sie. Fünf Leute schauen zu und analysieren die Situation. Ein aufgeweckter junger Mann spielt den Busfahrer, macht Motorengeräusche und imitiert das Lenkrad. „Erste Haltestelle, Hutbergblick“, ruft er mit kräftiger Stimme. Sechs Personen steigen zu und nehmen auf den hinteren Sitzreihen Platz. Zwei Jungen sprechen ein zierliches Mädchen an. Sie wollen eine Zigarette und ihr Handy. „Lasst mich in Ruhe!“, entgegnet sie. 

Gutes Verhalten in Konfliktsituationen

Aus den verbalen Angriffen werden handgreifliche Rangeleien. Zwei Fahrgäste sprechen den Busfahrer an, wollen ihn zum Anhalten bewegen. Ältere Fahrgäste versuchen dazwischenzugehen, andere schweigen. 

Ramona Meisel bewertet das Geschehen. Sie geht durch die Stuhlreihen, ahmt das Verhalten der Darsteller nach. Gemeinsam erarbeiten sie, wie man sich hätte verhalten können. „Aufmerksamkeit erzeugen und vor allem die umstehenden Personen direkt um ihre Hilfe bitten“, erklärt die Expertin. Der Workshop geht ohne wirklichen moralischen Appell zu Ende, denn erfahren haben die Jugendlichen selbst genug.

Workshop anfragen

Mehr Informationen zum Angebot erfragen Sie bitte bei Yvonne Bonfert unter 03501 460880 oder y.bonfert@aktion-zivilcourage.de 

Inhalte zum  Workshop "Zivilcourage - Nicht nur für Helden" finden Sie hier.