Auf den Scheiben: Eine Folie mit dem Schriftzug „Hier. Bewegen. Wir!“ Was sich dahinter verbirgt, interessierte nicht nur die Sebnitzer, sondern ist auch für die Aktion Zivilcourage eine ganz frische Erfahrung.
„Hier. Bewegen. Wir!“ bildet seit Juni 2015 die erste Außenstelle der Aktion Zivilcourage. Das Modellprojekt wird bis Ende 2019 gefördert im Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“. Oberstes Ziel des Projekts ist es, die Beteiligung junger Menschen in der Region Neustadt – Sebnitz – Bad Schandau zu fördern.
Dazu wurden zwei neue Mitarbeiter angestellt: Mandy Merker verfügt über langjährige Erfahrung als Sozialpädagogin und Prozessbegleiterin, auch im Bereich der Erlebnispädagogik. Friedemann Brause ist Politikwissenschaftler und war längere Zeit in der politischen Bildung tätig. Beide vereint der Wunsch, die Stimme junger Menschen in der Region hörbar zu machen. „Beteiligung heißt für uns, junge Menschen von Anfang an mit in die Planung einzubeziehen“, meint Mandy Merker. „Hier. Bewegen. Wir!“ fragt junge Menschen, was sie in ihrer Heimat anstoßen und wie sie sich engagieren möchten.
Die ersten Wochen des Projekts waren geprägt von Gesprächen. „Wir wollen nicht als externes Projekt einschweben und alles umkrempeln“, so Friedemann Brause. Vielmehr geht es darum, das Fachwissen der Akteure vor Ort und deren Vernetzung untereinander zu nutzen. Gemeinsam mit Menschen, die sich teils schon jahrelang in der Region engagieren, will das Projekt neue Beteiligungsformen entwickeln. In Treffen mit Jugendfeuerwehren, der Handwerkskammer, im Stadtrat, bei Jugendhilfeträgern, Museen oder Schulen entstanden bereits zahlreiche Kooperationsvorhaben. „Ich freue mich besonders darauf, wenn junge Menschen spüren, dass sie selbst wirksam werden und tatsächlich etwas verändern können“, sagt Mandy Merker.
Mehrere Projekte führte „Hier. Bewegen. Wir!“ 2015 durch. Am Goethe-Gymnasium in Sebnitz fanden mit allen 9. Klassen Workshops zum Thema Migration und Asyl statt. Gemeinsam mit dem Demographie-Projekt der Stadt Sebnitz startete das Projekt „Zaunkunst – Gesichter Deiner Heimat“. Mit Graffiti und Farbe soll bis zum nächsten Frühjahr eine 200 Meter lange Zaunwand am Sebnitzer Bahnhof verschönert werden. Mehr als 80 junge Menschen probierten sich in fünf Schnupperworkshops mit den Farbdosen aus. Außerdem arbeitete das Modellprojekt mit dem DRK-Mehrgenerationenhaus, dem Projekt JugendLand und der Stadtverwaltung Sebnitz an „Create Community“ – einem Langzeitvorhaben, das Sebnitzer jungen Menschen eine Stimme in der Kommunalpolitik geben wird. Im Raum Neustadt wird das Modellprojekt im nächsten Jahr bestehende Initiativen begleiten und in der Kommunalpolitik neue Beteiligungsmöglichkeiten anstreben.
„Obwohl wir noch nicht lange vor Ort sind, werden wir inzwischen als Gesprächspartner wahrgenommen“, schätzt Friedemann Brause ein. Beispielsweise beschäftigt nicht nur junge Menschen die Frage, wie die Herausforderungen in der Asyl- und Integrationspolitik vor Ort angegangen werden können. Das Team begleitet mehrere Multiplikatoren, die sich für geflüchtete Menschen engagieren.
Dass die Arbeit Früchte trägt, zeigt sich auch in den kleinen Dingen: Inzwischen bleiben viele Sebnitzer nicht mehr nur vor dem Schaufenster stehen, sondern kommen hinein – auf ein kurzes Gespräch bei „Hier. Bewegen. Wir!“.
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